BLEI-SÄURE-BATTERIE
AUF DER ÜBERHOLSPUR
„Die Versorgungssicherheit und die hohe Recyclingquote sprechen klar für die Blei-Säure- Batterie.“
Büffelpost: Man hat den Eindruck, die ganze Welt fokussiert sich nur noch auf Elektroautos.
Was bedeutet das für die Zukunft der Blei-Säure-Batterie?
Franz Märzinger: Unser Eindruck ist, dass die erste Euphorie in Sachen Elektroautos vorüber ist und dass eine Art Ernüchterung eintritt. Viele Erstkäufer von Elektroautos realisieren, dass die versprochenen Reichweiten gerade im Winter nicht erreicht werden können und dass vor allem die öffentlichen Lademöglichkeiten noch sehr unbefriedigend sind. Wie man am Beispiel Deutschland sieht, gehen die Neuzulassungen von Elektroautos nach dem Wegfall der staatlichen Förderungen deutlich zurück. Auch auf EU-Ebene sehen wir klare Tendenzen, den kompletten Umstieg auf E-Mobilität weiter in die Zukunft zu verschieben. Unabhängig davon kommt aber aktuell in über 90 % der Elektroautos auch eine 12-V-Bordnetzbatterie in der bewährten und umweltfreundlichen Blei-Säure-Technologie zum Einsatz. Wir gehen in den nächsten zehn Jahren von einem weiteren Marktwachstum für Blei-Säure-Batterien im Ausmaß von ca. 1 – 2 % pro Jahr aus.
Büffelpost: Wie unterscheiden sich 12V Batterien für E-Autos von herkömmlichen Starterbatterien?
Franz Märzinger: Hier müssen wir zuerst den Begriff einer „herkömmlichen“ Starterbatterie definieren. Bisher hatten wir im automotiven Bereich im Prinzip zwei Kategorien. Einerseits die normalen Nassbatterien, die bis vor rund zehn Startzwecke eingesetzt wurden. Andererseits die St rt-Stopp-Batterien, die seit zehn Jahren in der Erstausrüstung und seit einigen Jahren verstärkt auch im Ersatzgeschäft zum Einsatz kommen. Diese wurden sehr stark in Richtung Zyklenfestigkeit, schneller Ladeannahme und Rückgewinnung der Bremsenergie optimiert. Also eine Energielösung, die neben der Bereitstellung einer starken Startleistung für den Verbrennermotor auch die notwendigen Zyklen an Lade- und Entladevorgängen bietet. Die Bordnetzbatterie im Elektrofahrzeug ist so gesehen eine Weiterentwicklung der Start-Stopp-Batterien. Die Anforderungen an die Kaltstartleistung treten in den Hintergrund, die Zyklenfestigkeit wird entsprechend wichtiger. Und die Batterie wird als Ergebnis der veränderten Anforderungen kleiner und leichter.
Büffelpost: Auch die asiatischen Wettbewerber, allen voran die Koreaner, drängen in den Blei-Säure-Batteriemarkt. Was bedeutet das für Banner?
Franz Märzinger: Generell haben sich leider die viel diskutierten Standortnachteile für die Industrie in Europa in den letzten vier Jahren weiter verschärft. In Asien gab es zwar auch die Herausforderung mit Corona, aber die Energiekrise im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, die darauffolgende massive Inflation und in weiterer Folge die massiven Gehaltserhöhungen sind in Asien ausgeblieben. Diese Kostenvorteile werden von den Mitbewerbern aus Asien eingesetzt, um weitere Marktanteile in Europa zu gewinnen. Dem gegenüber stehen allerdings die aktuellen Unwägbarkeiten in der Lieferkette und die damit verbundenen Lieferverzögerungen und Verteuerungen der Transportkosten. Viele Importeure von Starterbatterien haben in diesem Winter die Lieferungen zwei Monate zu spät bekommen. Das hat zu Engpässen im Winter und Überbeständen im Frühjahr geführt. Trotz all der Widrigkeiten konnten wir unsere Marktanteile halten.
Büffelpost: Tesla verbaut seit 2022 in allen E-Autos eine Bordnetz-Batterie auf Lithium-Ionen-Eisenphosphat-Basis. Besteht die Gefahr, dass die Blei-Säure-Batterien zukünftig in diesem Bereich ganz ersetzt werden?
Franz Märzinger: Diese Gefahr sehen wir nicht. Es ist richtig, dass sich Tesla für diese Lösung entschieden hat. Der überwiegende Teil der Automobilhersteller setzt allerdings heute und unserer Einschätzung nach auch zukünftig auf die Vorteile der Blei-Säure-Batterie. Neben den deutlich niedrigeren Kosten sprechen vor allem die Versorgungssicherheit und die unschlagbare Recyclingquote von 100 % ganz klar für die Blei-Säure-Batterie.